Principality of Hutt River

24Mai2017

Heute haben wir, unterwegs auf dem Weg nach Kalbarri, für 2 Stunden Australien verlassen. Und das ohne Flugzeug! Wie das geht? Ganz einfach. Mit einem Besuch im Principality of Hutt River. Diese Micro Nation ist seit 1970 unabhängig und als eigenständiger Staat von Australien anerkannt. Ein unwirklicher Ort irgendwo zwischen Northampton, Binnu und Kalbarri, zu dem man nur kommt, wenn man weiß, dass er da ist und wie man ungefähr zu fahren hat. Winzige Schilder weisen einem dem Weg hier her. Und dann, nach 20km durch menschenleeres Gebiet, irgendwo im nirgendwo, nach weiteren 10km auf Schotterpisten steht man plötzlich an der Grenze! Das heißt konkret: Pässe raus, Visa beantragen, Australien verlassen und in PHR einreisen! Kein Witz, wir haben jetzt Einreise und Ausreise Stempel vom heutigen Tage in unseren Pässen! Und damit nicht genug. Da es ein eigenständiger Staat ist, gibt es hier auch eine eigene Währung. Diese ist zwar 1:1 an den Australischen Dollar gebunden, jedoch kann man in die PHR Währung wechseln. Das haben wir natürlich gemacht. Begrüßt wurden wir von einem Untertan des Prinzen, einer seiner Söhne winkte uns schon von dem Haus des Gouverneurs zu und brachte uns auch sogleich in die Botschaft, die zugleich auch Postamt ist. Dort erzählte er uns die Geschichte, wie es zu diesem Fürstentum kam. 1970 war es Leonard George Casley leid, dass er laut der Australischen Regierung nur 10% seines Weizens verkaufen durfte. Darüber regte er sich so dermaßen auf, dass er sein 75 km² großes Land kurzerhand als eigenständig deklarierte und dies per Post auch dem damaligen Minister kund getan hat. Dies wurde dann im Laufe der Zeit auch von Australien anerkannt, und so kam es, dass dieser Staat im Laufe der Jahre zur berüchtigten Berühmtheit wurde. Australien lässt ihn mittlerweile gewähren, sodass die Einwohner keine Steuern zahlen müssen und auch sonst nichts mehr mit Australien zu tun haben. Auf der anderen Seite haben Sie jedoch auch keinerlei Rentenansprüche oder sonstige Ansprüche jeglicher Art an die Australischen Behörden. Ebenso wenig wie die Australische Staatsbürgerschaft. Sie werden also mehr oder weniger geduldet. Das allein kann man schon als Sieg des David gegen Goliath sehen.  Viele Staatsoberhäupter und sogar der Vatikan taten Ihre Unterstützung in unzähligen Schreiben kund. Und so hat diese Mikronation auch in Deutschland eine ständige Vertretung. 30.000 Besucher kommen im Jahr. Wer will, kann auch auf dem Gebiet zelten oder sein Wohnmobil aufbauen und abends den Geschichten von Prinz Leonard und seinen Untertanen lauschen. Eine eigene Kirche hat er auch, welche uns gerne von einem seiner Söhne gezeigt wurde. Wir durften uns sogar in den Thron setzen und Bilder von uns machen. Und dann war er da: Prinz Leonard! 92 Jahre wandelt er schon auf dieser Erde, hat früher als Mathematiker für die Nasa Flugbahnen berechnet und an der Ostküste Australiens ein gutes Leben geführt. Eben bis zu diesem einen Tag im Jahre 1970. Seine wachen Augen und sein Humor machen diesen Eigenbrötler sehr sympathisch, seine Art, seine Geschichte zu erzählen, zieht einen in den Bann. Da wir gerade einen günstigen Augenblick erwischten, nahm er sich die Zeit, um uns ein wenig von seiner Sammlung zu zeigen. Bilder von Ihm im Vatikan auf Staatsbesuch, Bilder vom Besuch von Prinz Charles und Diana, Briefe vom Japanischen Staatoberhaut, Tonnen von Geschenken aus aller Welt. Schließlich bat er uns noch, ein paar kurze Sätze in das Gästebuch zu schreiben. Natürlich kamen wir dieser Bitte nach und verewigten uns gerne! Dann hieß es leider schon Abschied nehmen, da wir ja noch weiter nach Kalbarri mussten. Jedoch hätten wir noch Stunden oder Tage bleiben können, um die Geschichten rund um das PHR zu hören. Wer einmal hier in der Gegend ist, MUSS das PHR besuchen! Wir haben es nicht bereut und werden gerne wiederkommen, sofern wir nochmals hier in der Gegend sind! Auf dem Weg nach Kalbarri fuhren wir noch zu einer weiteren Natural Bridge und zum Red Bluff, einem Felsen direkt vor der Küste von Kalbarri. Nun sind wir müde von den unzähligen Infos, die wir heute gesammelt haben  und gehen jetzt ins Bett.

 

Dieser Artikel, zwar schon etwas älter, beschreibt es eigentlich ganz gut: Wiener Zeitung - Ein Staat von eigenen Gnaden